Artikel aus dem Heimatblatt (Ausgabe 12/2001, Seite 4)

75 Jahre Frohburger Schachclub 1926 e. V.


Im Jahr 2001 konnten die Frohburger Schachspieler auf 75 Jahre Schachgeschichte zurückblicken und so ein wichtiges und schönes Jubiläum begehen. Eigentlich begann alles 1926. Damals spielte ein hochkarätiger Schachspieler, sein Name war Erich Mönch, erfolgreich bei nationalen und internationalen Turnieren für Frohburg, dort maß er mit den Großen der Schachwelt der damaligen Zeit seine Kräfte - und das sehr erfolgreich.

Erich Mönch


In Anlehnung an diesen Namen und die Jahreszahl 1926 wählte der Verein deshalb auch den Namen Frohburger Schachclub 1926. Ober die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg ist sonst wenig überliefert. Früher wurde Schach auch nicht in organisierten Vereinen gespielt, wie das später der Fall wurde. Man spielte das königliche Spiel in Gasthöfen und Kneipen. Ein solches "Spiellokal" in Frohburg war die Gaststätte Leuschel in der Schlossbrauerei. Nicht nur Frohburger Spieler trafen sich dort zu einer Partie Schach, sondern auch bei auswärtigen Schachspielern war diese Gaststätte eine gute Adresse. Viele kamen mit dem Fahrrad aus der Altenburger Region und von noch weiter entfernten Orten. Der Wirt musste mangels Platz sogar manchmal zusätzlich die Büroräume zur Verfügung stellen, wo dann vielmals schon der Morgen graute, ehe die letzte Schachpartie beendet wurde.
Damals spielte man um Geld oder Naturalien. Wer einen guten Spieler herausforderte. musste erst mal einiges auf den Tisch legen. Gerade in der schlechten Zeit nach 1945 verließ dann mancher Gewinner die Schlossbrauerei mit einem Sack Mehl aus der Schlossmühle, denn Müller Albrecht war auch begeisterter Schachspieler.
Mit der Gründung der demokratischen Sportbewegung am 1. Oktober 1948 entstand gleichzeitig die Sektion Schach in Frohburg. Erster Vorsitzender der Sektion war 1950 Johannes Kraus. Um keinen Beitrag zahlen zu müssen, traten leider viele gute Spieler dieser organisierten Gruppe nicht bei und gingen so dem Frohburger Schach verloren.

Foto aus den 50ern: die damalige Sparte Schach der BSG Traktor Frohburg bei einem Großturnier im Pionierpark am Schloss


Anfang der 60er übernahm Rudolf Horn die Leitung der Sektion für 3 Jahre, bis er von Martin Thon abgelöst wurde. Da auch aus Kohren-Sahlis einige Schachspieler nach Frohburg kamen, wurde eine Spielvereinung Frohburg/Kohren gegründet, die Trainingsabende fanden abwechselnd in Frohburg im Hotel Zur Post oder in der Mittelmühle Kohren statt. Sektionsleiter war damals der Kohrener Konrad Fichtner. Die Spielvereinigung bestand bis weit in die 70er Jahre. An viele schöne Turniere, wie auf der Burg Gnandstein mit Leipziger Mannschaften, können sich die älteren Spieler erinnern. Kurios war das Ergebnis eines offenen Turniers gegen die Schachmannschaft aus Bad Lausick. Hier gewann Frohburg mit 16 : 1!

Frohburgs 1. Mannschaft (Foto Anfang der 60er)
stehend von links: Werner Mütze, Johannes Kraus, Martin Thon, J. Dressel
sitzend von links: Siegfried Thon, Rudolf Horn, Heinz Burkhardt, H. Wuttke


In vielen Spielstätten des Ortes führten die Frohburger Schachspieler im Laufe der Jahre ihre Trainingsabende und Turniere durch. Es kam immer darauf an, ungestört zu sein und eine Möglichkeit zur Aufbewahrung des Schachmaterials zu finden, was nicht immer einfach war. Deshalb verlagerten sie ihr Domizil vom Hotel Zur Post ins Cafe Otto und weiter von der Grünen Aue ins Sportlerheim. Optimal ist die Situation im heutigen Spiellokal des Schachclubs, dem Schützenhaus, wo man vom Wirt Wolfgang Braunert und seinem Team jegliche Unterstützung erhält, was schon ein Dankeschön wert ist.
Nach Auflösung der SV Frohburg/Kohren wurde Frohburg eigenständige Sektion unter Sektionsleitung von Johannes Kraus. Danach übernahm wieder Martin Thon, vielen noch bekannt als Lehrer und stellvertretender Direktor an der Frohburger Schule, diese Aufgabe.
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm - 1989 ging das Amt an seinen Sohn Siegfried Thon, der noch heute Chef des Schachvereins ist. Dank seiner Organisationsarbeit ist heute Frohburg mehr denn je als Schachstadt bekannt geworden. Längst hat sich in Schachkreisen auch jenseits der Kreisgrenzen herumgesprochen, dass Frohburg ein guter Gastgeber vieler interessanter Schachturniere ist, was sich an den Teilnehmerzahlen widerspiegelt.

Der Frohburger Bürgermeister machte beim Jubiläumsturnier den ersten Zug in der Partie Runkwitz - Burkhardt, den beiden "Dienstältesten" des Clubs. Dahinter (v.l.): Siegfried Thon, Roland Dyk, Wolfgang Hiensch


Man könnte noch einige Namen der 16 Vereinsmitglieder aufzählen, ohne deren aktive Mitarbeit der Schachclub nicht das wäre, was er heute ist. So sind in diesem Zusammenhang Schatzmeister Johannes Kraus und der technische Leiter Gerd Hochfeld zu nennen.

Curt Runkwitz


Heinz Burkhardt


In letzter Zeit ist es endlich gelungen, wieder Kinder und Jugendliche für den Schachsport zu gewinnen. An dieser Stelle muss man dem verantwortlichen Übungsleiter Dirk Krause großen Dank sagen, der diese Aufgabe mit viel persönlichem Engagement übernommen hat. Dadurch ist es dem Frohburger Schachclub möglich, in der 2. Mannschaft regelmäßig Jugendliche einzusetzen. Und nur durch Nachwuchsförderung ist überhaupt zu gewährleisten, dass dieser kleine, aber feine Schachverein seine Tradition auch für die nächsten 75 Jahre bewahren kann.

Jörg Holler